Im Mai 1981 gewann Ipswich Town gegen den nicht minder als Außenseiter firmierenden niederländischen Klub AZ Alkmaar den UEFA-Cup. Das brachte der Mannschaft von Trainer Sir Bobby Robson einen unglaublichen Popularitätsschub. Einige Spieler wie John Wark wirkten an der Seite von Sir Michael Caine, Sylvester Stallone, Max von Sydow und Pelé im Kriegs-Abenteuerfilm Flucht oder Sieg (OT: Escape to Victory) mit. Was Ipswich Town im Mai 2024 erreichte, ist ebenfalls filmreif: Durchmarsch von der 3. Liga in die Premier League.

Flucht oder Sieg – Dieser Film von John Huston bekam nicht die besten Kritiken. Er ist aber vor allem dank der von Pelé selbst choreographierten Fußball-Szenen und den im Nandor-Hidegkuti-Stadion von Budapest mit kickender Stars wie Lautern-Legende Co Prins († 1987), Paul van Himst (80), Mike Summerbee (Manchester City) und den Weltmeistern Bobby Moore († 1993) und Osvaldo „Ossi“ Ardiles sehenswert.

4. Mai 2024: Ipswich Town ist zurück in der Premier League, Mittelstürmer Kayden Jackson wird auf den Schultern der Fans durch das Stadion an der Portman Road getragen. Foto: Imago

„Pelé hat mir den Finger gebrochen“

Mit Sylvester Stallone habe ich 2012 in Hamburg, mit Ipswich-Idol Terry Butcher (2020) im Stadion an der Portman Road darüber in Interviews sprechen dürfen.

„Pelé hat mir beim Torschusstraining den Finger gebrochen“, erzählte Sylvester Stallone, der im Film mit Ipswich Town den Kriegsgefangenen und allenfalls mäßig talentierten Torhüter Robert Hatch spielt.
„Ich war im Urlaub, als Bobby mich anrief“, sagte Terry Butcher, „und konnte deshalb nicht mitwirken.“

Schade, Hollywood-Chance verpasst, lieber Terry…

Vom Film zurück in die Realität. Der gute Terry Butcher vergleicht die Rivalität zwischen Ipswich und dem Erzrivalen von Norwich City, der in der Tabelle der Mammut-Liga Championship auf Rang 6 abschloss und in den Playoffs um die Rückkehr in die Premier League spielt, und die Derby-Stimmung mit der Atmosphäre beim Old Firm in Glasgow.

Möglich, dass es das East Anglian Derby 2024/2025 in der Premier League gibt. Ich habe beide Stadien – die Portman Road in Ipswich (2020) und die Carrow Road in Norwich (2023 / siehe „Kult um die Canaries“) – besucht.

Als 3. Club seit 2000 auf dem Durchmarsch

Es sind beides stimmungsvolle Fußballarenen im typisch-britischen Stil. 

Im Januar 2020 spielten die „Tractor Boys“, wie der Verein aufgrund seiner Verbundenheit zum landwirtschaftlich geprägten Südosten Englands genannt wird, noch gegen Accrington Stanley in der drittklassigen Football League One.

2024 schafften sie nun ein Kunststück, das vor ihnen nur zwei anderen Clubs gelang. Denn: Den direkten Durchmarsch von der Football League One in die Premier League schafften seit dem Jahr 2000

lediglich der Erzrivale Norwich (2009 bis 2011) und der FC Southampton (2010 bis 2012).
Macher des Ipswich-Comebacks ist diesmal nicht der Sir, sondern ein waschechter Nordire: Kieran McKenna.

Die beste Offensive der Championship

Er verfügte über ein Team, das in der 46 Spieltage umfassenden Championship die beste Offensive stellte: 92 Saison-Tore gelangen Town, wobei Nathan Broadhead und Conor Chaplin jeweils 13-mal netzten.
Mit dem 2:0 gegen Huddersfield Town schafften es die Blau-Weißen zurück in die englische Eliteliga. „Vor uns liegt eine aufregende, fantastische Herausforderung“, sagte Kieran McKenna nach dem Aufstieg, „eine ganze Generation von Fans wird diese Erfahrung, Premier League zu spielen, zum ersten Mal in ihrem Leben machen.“

Wie groß die Euphorie in der Stadt ist, zeigte sich wenig später. Beim Triumphzug zwischen dem 4 Minuten vom Stadion entfernten Sir Alf Ramsey Way – benannt nach dem englischen Weltmeister-Trainer und Ipswich-Meistercoach von 1962 – zum Christchurch Park säumten 35.000 Fans die Straßen. Das Konterfei von Stürmer Conor Chaplin wurde auf die Fassade des Rathauses projiziert.

Nach 22 Jahren kehrt Ipswich Town in die Premier League zurück. Heute nicht weniger reif für das große Kino als 1981 mit Stallone, Pelé und all den anderen Großen.